Paderborner Arbeitskreis „Gewalt gegen Frauen“ wirft Schlaglicht auf #MeToo-Debatte und strukturelle Gewalt in der Medienwelt
Freuen sich über das große Interesse an dem Thema: Organisatorinnen Marleen Wortmann (links) und Saskia Albering (rechts), Gleichstellungsstelle der Stadt Paderborn, mit Referentin Annalisa Mattei (Mitte), wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Paderborn.
Am 20.11.23 lud der von der Gleichstellungsstelle der Stadt Paderborn koordinierte Arbeitskreis „Gewalt gegen Frauen“ anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November zu einer Filmvorführung mit anschließender Diskussion in das Pollux by Cineplex Paderborn ein. Vor ausverkauften Plätzen wurde der Film „She Said“ gezeigt. Der Film erzählt die Geschichte der beiden Journalistinnen Megan Twohey und Jodi Kantor, die mit ihrer investigativen Recherche den Fall Harvey Weinstein ins Rollen brachten und damit eine weltweite Protestwelle im Rahmen der #MeToo-Debatte auslösten. Die beiden Journalistinnen recherchierten trotz Drohungen und Überwachungen aus der Medienbranche, folgten Spuren und sprachen direkt mit den betroffenen Frauen.
Die Referentin Annalisa Mattei, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Paderborn, sprach im Anschluss an den Film über das Phänomen der #MeToo-Debatte.
Sexuelle Gewalt sei ein strukturelles Problem, das sich auch in der Medienbranche zeige. Für Betroffene sexueller Gewalt sei ein erster Schritt, den Übergriff erst einmal als solchen zu verstehen und sich nicht die Schuld zu geben. „Um zu benennen, was passiert ist, muss man erst einmal realisieren, dass das, was passiert ist, ein Übergriff war“, so die Referentin. Die Täter seien dabei häufig Männer in Machtpositionen und die Betroffenen Frauen, die für diese Männer arbeiten. Die Männer in diesem System schützten sich dabei gegenseitig und übten großen Druck auf die Betroffenen aus. Ganz typisch sei die Methode, rechtliche Konsequenzen zu vermeiden, indem Betroffene dazu überredet oder sogar gedrängt würden, sogenannte „Non-Disclosure-Agreements“, also Geheimhaltungsverträge, zu unterschreiben. So bliebe den Frauen, die sich wehren wollen, quasi kein Handlungsspielraum mehr und journalistische Recherchearbeiten würden massiv behindert.
Der Film zeige eindrücklich, unter welchem Druck die Betroffenen stehen, mit ihren Vorwürfen an die Öffentlichkeit zu gehen. Im Fall Harvey Weinstein war zu Beginn der Recherche erst einmal keine Frau bereit, die erste zu sein, die ihre Stimme erhebt. Zu groß sei die Scham aber vor allem die Angst, dass man ihnen nicht glauben würde. „Wir müssen solidarische Allianzen bilden“ so Mattei. Es sei wichtig, dass stärkere Stimmen für schwächere Stimmen laut werden. Dies habe der Film besonders in seiner Darstellung der beiden Journalistinnen, die als Sprachrohr der betroffenen Frauen auftreten, deutlich gemacht.
„Der Film zeigt wie wichtig es ist, dass Betroffene Hilfsangebote annehmen. Wichtige Anlaufstellen vor Ort seien insbesondere die Frauenberatungsstellen Lilith, Belladonna und Weißer Ring“, so die Mitarbeiterinnen der Gleichstellungsstelle Saskia Albering und Marleen Wortmann.
Die Veranstaltung wurde durch die Gleichstellungsstelle der Stadt Paderborn finanziert und wird im Rahmen der Umsetzung der Istanbul-Konvention angeboten.